Aktuelles aus der Werkstatt (1.4.2024)
Frühjahrszeit ist Galaxienzeit !
Frühjahrszeit ist Galaxienzeit !
Genauer genommen ist die Zeit der langen Nächte gemeint, da Galaxien weit entfernt und trotz ihrer Größe daher ausgesprochen lichtschwach sind. Auch die bunten Farben sieht man nur auf länger belichteten und nachbearbeiteten Bildern. Der Anblick der meisten Deep-Sky-Objekte im Fernrohr ist nicht nur für das ungeschulte Auge gerade unter aufgehelltem Himmel im Vergleich zum guten Foto ziemlich enttäuschend.
Die Parade-Objekte des Nordhimmels hatte ich fotografisch eigentlich bereits mehrfach erfasst. Man findet aber immer noch Optimierungsmöglichkeiten, sei es durch bessere Beobachtungsbedingungen, fortschrittlichere Technik oder einfach längere Belichtungszeiten. Viele Galaxienfotografen scheuen daher auch nicht weite Reisen, um an noch dunklere Beobachtungsplätze (z. B. Namibia) zu kommen oder alternativ übers Internet "remote" Bilder mit Hightech-Instrumenten zu gewinnen. Das habe ich bisher nicht gemacht. Vielmehr versuche ich, das Beste aus unserem heimischen Himmel und bereits vorhandener "Bordtechnik" herauszuholen. Nach Durchsicht meiner früheren Bildergebnisse bin ich jedoch zu dem Schluss gekommen, dass die Gegend um M81/82 im "Großen Bären" wenigstens ein fotografisches Upgrade vertragen könnte. Das gilt zwar auch für andere attraktive Objekte der Sammlung, aber M81 und M82 stehen im Frühjahr geradezu "fängisch" hoch am Nachthimmel. Da braucht man außer funktionierendem und geeignetem Instrumentarium nur noch einen klaren, dunklen Himmel. Den hatten wir erstmals wieder am 11. März. Ob die zuletzt etwas "launische" AVX-Fernrohrmontierung ebenfalls mitmachte, würde sich zeigen.
Um jeglichen Zeitdruck zu vermeiden, habe ich bereits am Nachmittag unter noch weitgehend bedecktem Himmel den Astrografen vor dem Pferdestall aufgebaut. Bei der Nord-/Südausrichtung und Nivellierung und später bei der nächtlichen Initialisierung war ich sehr darauf bedacht, alles so genau wie möglich und strikt gemäß Betriebsanleitung zu machen. Und tatsächlich stand das Zielobjekt nach Koordinateneingabe zum Abschluss der Prozedur unter mittlerweile klarem Himmel zentral im Gesichtsfeld; und das blieb über drei Stunden so! Erklären lässt es sich dadurch, dass ich zusätzlich zu den beiden Referenzsternen am Westhimmel noch zwei weitere im Osten für die Initialisierung verwendet habe. Das war bisher nicht erforderlich gewesen, weil ich mich mit meinen Aufnahmen immer auf der Seite der ersten zwei Referenzsterne bewegt hatte. Bei Wechsel auf die andere, hier anscheinend erstmalig durchgeführt, reichte das aber für das Auffinden der dortigen Objekte nicht mehr (Stichwort: "Konusfehler"). Aus Angst, das Erreichte wieder zu gefährden oder noch in eine Wolkenfront zu geraten, begann ich sofort mit den Aufnahmen, ohne etwas an der Kameraorientierung und -einstellung zu verändern. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit trocknete ich die Korrektionsplatte an der Öffnung des Teleskops vorsichtshalber zwischen den 10er-Aufnahmeserien mit dem Fön. Auch nach 280 Einzelbildern und über 3 Stunden ließ sich der Kamera-Akku nichts anmerken. Mir reichte es aber. Und obwohl das Gesichtsfeld während der Belichtungen mehrfach u. a. von Flugzeugen durchquert wurde, war das Stackingprogramm in der Lage, diese Artefakte herauszurechnen. Und das war nicht gerade wenig, wie man hier sieht:
Die Parade-Objekte des Nordhimmels hatte ich fotografisch eigentlich bereits mehrfach erfasst. Man findet aber immer noch Optimierungsmöglichkeiten, sei es durch bessere Beobachtungsbedingungen, fortschrittlichere Technik oder einfach längere Belichtungszeiten. Viele Galaxienfotografen scheuen daher auch nicht weite Reisen, um an noch dunklere Beobachtungsplätze (z. B. Namibia) zu kommen oder alternativ übers Internet "remote" Bilder mit Hightech-Instrumenten zu gewinnen. Das habe ich bisher nicht gemacht. Vielmehr versuche ich, das Beste aus unserem heimischen Himmel und bereits vorhandener "Bordtechnik" herauszuholen. Nach Durchsicht meiner früheren Bildergebnisse bin ich jedoch zu dem Schluss gekommen, dass die Gegend um M81/82 im "Großen Bären" wenigstens ein fotografisches Upgrade vertragen könnte. Das gilt zwar auch für andere attraktive Objekte der Sammlung, aber M81 und M82 stehen im Frühjahr geradezu "fängisch" hoch am Nachthimmel. Da braucht man außer funktionierendem und geeignetem Instrumentarium nur noch einen klaren, dunklen Himmel. Den hatten wir erstmals wieder am 11. März. Ob die zuletzt etwas "launische" AVX-Fernrohrmontierung ebenfalls mitmachte, würde sich zeigen.
Um jeglichen Zeitdruck zu vermeiden, habe ich bereits am Nachmittag unter noch weitgehend bedecktem Himmel den Astrografen vor dem Pferdestall aufgebaut. Bei der Nord-/Südausrichtung und Nivellierung und später bei der nächtlichen Initialisierung war ich sehr darauf bedacht, alles so genau wie möglich und strikt gemäß Betriebsanleitung zu machen. Und tatsächlich stand das Zielobjekt nach Koordinateneingabe zum Abschluss der Prozedur unter mittlerweile klarem Himmel zentral im Gesichtsfeld; und das blieb über drei Stunden so! Erklären lässt es sich dadurch, dass ich zusätzlich zu den beiden Referenzsternen am Westhimmel noch zwei weitere im Osten für die Initialisierung verwendet habe. Das war bisher nicht erforderlich gewesen, weil ich mich mit meinen Aufnahmen immer auf der Seite der ersten zwei Referenzsterne bewegt hatte. Bei Wechsel auf die andere, hier anscheinend erstmalig durchgeführt, reichte das aber für das Auffinden der dortigen Objekte nicht mehr (Stichwort: "Konusfehler"). Aus Angst, das Erreichte wieder zu gefährden oder noch in eine Wolkenfront zu geraten, begann ich sofort mit den Aufnahmen, ohne etwas an der Kameraorientierung und -einstellung zu verändern. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit trocknete ich die Korrektionsplatte an der Öffnung des Teleskops vorsichtshalber zwischen den 10er-Aufnahmeserien mit dem Fön. Auch nach 280 Einzelbildern und über 3 Stunden ließ sich der Kamera-Akku nichts anmerken. Mir reichte es aber. Und obwohl das Gesichtsfeld während der Belichtungen mehrfach u. a. von Flugzeugen durchquert wurde, war das Stackingprogramm in der Lage, diese Artefakte herauszurechnen. Und das war nicht gerade wenig, wie man hier sieht:
11.3.24 22h05 Flugzeug, Erdsatellit und 4 größere Galaxien auf 1 Streich
Auf diesem 30-Sekunden-Einzelbild kann man nicht nur Bildschärfe sowie Nachführgenauigkeit und "Treffsicherheit" der Montierung erkennen, sondern auch die Farbenpracht der Flugzeugbeleuchtung. Gut, dass weiter nichts passiert ist, ein Zusammenstoß mit Galaxien war ja nicht ganz auszuschließen!
Auf diesem 30-Sekunden-Einzelbild kann man nicht nur Bildschärfe sowie Nachführgenauigkeit und "Treffsicherheit" der Montierung erkennen, sondern auch die Farbenpracht der Flugzeugbeleuchtung. Gut, dass weiter nichts passiert ist, ein Zusammenstoß mit Galaxien war ja nicht ganz auszuschließen!
M81 und M82 mit Nachbar- und Hintergrundgalaxien 11.3.24 20h48 - 23h37
Beobachtungsbedingungen: 85 % Luftfeuchtigkeit, leichter SW-Wind, Lufttemperatur + 2°, kein Mond
Stack aus 280 x 30sec raw ISO6400 EOSM100a + 203/400 RASA + Schott Breitbandfilter
gestackt mit DeepSkyStacker und endbearbeitet in Photoshop
(Bild in Originalgröße hier)
Beobachtungsbedingungen: 85 % Luftfeuchtigkeit, leichter SW-Wind, Lufttemperatur + 2°, kein Mond
Stack aus 280 x 30sec raw ISO6400 EOSM100a + 203/400 RASA + Schott Breitbandfilter
gestackt mit DeepSkyStacker und endbearbeitet in Photoshop
(Bild in Originalgröße hier)
M81 und M82 mit Nachbar- und Hintergrundgalaxien 11.3.24 20h48 - 23h37 (dasselbe Bild wie oben, nur SW-invertiert)
Während das fertige Original bei den größeren Galaxien aktuelle Sternentstehungsgebiete (rot), junge Sterne (blau), ältere Sterne (gelb) und Staubwolken (braun) erkennen lassen, zeigt die Negativdarstellung ihre Katalog-Bezeichnung. M81 und M82 wurden bereits 1774 von Johann Elert Bode, die NGC-Objekte kurz danach von Wilhelm Herschel entdeckt. Zur eigentlichen M81-Galaxiengruppe, das sind alle mit M81 gravitativ verbundenen Galaxien, werden heute insgesamt etwa 50 Objekte gezählt, die teilweise außerhalb des Aufnahmegesichtsfeldes liegen. Dafür sind hier auch einige schwache Hintergrundgalaxien abgebildet. Die ungefähren Daten zu den einzelnen Katalognummern lauten:
Galaxien kommen normalerweise im expandierenden Universum nicht einzeln, sondern in unterschiedlich großen Ansammlungen vor. Dabei bezeichnet man eine kleinere Ansammlung als Galaxien-"Gruppe", eine größere als "Haufen". Ihre nächst höhere Organisationsstufe trägt den Namen "Superhaufen". Unsere Milchstraße gehört mit ihren Nachbarn (wie die Andromedagalaxie) zur "Lokalen Gruppe". Die M81-Galaxiengruppe ist der von uns am besten zu beobachtende Galaxienhaufen weiter draußen. Beide gehören mit einigen anderen Gruppen/Haufen zum Virgo-Superhaufen. Der ungeheure Raum zwischen ihnen ist praktisch leer. Allen gemein ist die sogenannte "Galaxienflucht". Allerdings erkennt man in den Spektren sehr naher Sternsysteme keine Linienverschiebung hin zu größeren Wellenlängen. Sie entfernen sich also nicht von uns, sondern kommen sogar wie z. B. die Andromedagalaxie auf uns zu. Nahe beieinander befindliche Sternsysteme ziehen sich infolge der Gravitation gegenseitig an, sie bilden lokale Strukturen wie Galaxienhaufen, die auch durch die Galaxienflucht nicht aufgelöst werden. Der Galaxienhaufen, dem auch unser Milchstraßensystem angehört, die lokale Gruppe, nimmt natürlich auch an ihr teil. Lokal dominiert die Gravitationskraft, im Großen jedoch die kosmologische Galaxienflucht. Alles klar?